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»Vom Choral zum Lied« - so lautet unser Thema 2023. Für musikalische Entwicklungen haben sich die mittlerweile 38jährigen Bachtage von jeher interessiert. Der Zeitraum, den die Musikgeschichte von den Anfängen des gregorianischen Chorals bis zur Hochblüte der Liedkomposition bei Schubert benötigt, umspannt immerhin gut tausend Jahre. Was ist das eigentlich: Ein Choral oder ein Lied? Was verbindet die beiden, und was trennt sie? Als Choral bezeichnet die Musikwissenschaft das unbegleitete, einstimmig - zunächst von Männern - gesungene Kirchenlied, das seine Wurzeln in der Gregorianik (benannt nach Papst Gregor von Mailand, 540 - 604) hat. In der römisch-katholischen Kirche ist der Gregorianische Choral als gesungene Verkündigung bis heute wesentlicher Bestandteil der Liturgie. Beständig gepflegt wird die Gregorianik allerdings nur noch in Klöstern oder religiösen Zentren, die Wert auf unveränderliche Liturgik und Tradition legen. Der evangelische Sprachgebrauch bezeichnet ganz allgemein das Kirchenlied als Choral. Seit der Romantik spricht man sogar in der weltlichen und rein instrumentalen Musik vom Choral - immer dann, wenn es um ”sakral“ wirkende, diatonisch homophone, rhythmisch unkomplizierte Passagen geht, häufig von Blechbläsern oder vom Orchestertutti vorgetragen. Zur Zeit der Refor mation waren es ganz wesentlich die deutschsprachigen Choräle, die religiöse (und mithin politische) Impulse ins Volk trugen, für die rechte ”Stimmung“ sorgten und viele Menschen laut singend hinter einer Idee versammelten.
Insofern heißen die Choräle unserer Tage wohl weniger »Ein’ feste Burg« als vielmehr »You’ll never walk alone« oder »We are the Champions«.
Demgegenüber ist das Lied ein Gattungsbegriff, der sich zunächst aus der Lyrik und damit aus einer metrischen Form ableitet. Die Volksballaden des Mittelalters waren erzählende, strophische Gebilde, deren Melodie so einfach sein musste, dass jeder sie ohne besondere Stimmausbildung mitsingen konnte. Die Unterscheidung in Volks- und Kunstlied, d.h. die Aufspaltung in ”ernste“ und ”unterhaltende“ Form, beginnt etwa 1820. Im französisch- bzw. englischsprachigen Ausland wird der deutsche Begriff »Lied« auch als Fremdwort verwandt.
All diese Strömungen und Brüche verbindet die souveräne Kraft der Musik, und die Bachtage 2023 bemühen sich, in den historischen Prozess »Vom Choral zum Lied« hineinzuleuchten.
Seit seinen Anfängen im Jahr 1985 hat das Festival versucht, Musik mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zu präsentieren, Hörgewohnheiten zu hinterfragen und Horizonte zu erweitern.
Ihre Beständigkeit verdanken die Bachtage unter anderem der finanziellen Unterstützung vieler Ulmer und Neu-Ulmer Firmen und Privatpersonen. Annoncen in diesem Programmheft leisten einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Konzertreihe.
Für die ideelle und materielle Unterstützung danken wir der Stadt Ulm und dem Regierungspräsidium Tübingen.
Ebenso sagen wir den Katholischen Kirchengemeinden in Oberkirchberg, Söflingen, Donaustetten, von St. Michael in Ulm und St. Martin in Wiblingen, der Reformationsgemeinde Ulm sowie dem Baron von Ulm zu Erbach herzlichen Dank für ihre entgegenkommende Gastfreundschaft.